Der Fisch des Lebens

 

Es war vor ca. 15 Jahren, als ich noch aktiv dem Angelsport nachging. Es machte Spass, wenn man am frühen Morgen so allein am Wasser saß, den Enten, Haubentauchern,  Fischreihern und den vielen anderen Tieren beim Morgenerwachen zusah. Ein Sonnenaufgang am Wasser ist etwas ganz besonderes. Gänse fliegen ins Morgenrot und das Farbenspiel ist unbeschreiblich schön.

 

Es war an einem Morgen im März, als ich so am Ufer entlang ging, und nach Hechten im Uferbereich ausschau hielt. Mir wurde immer wieder von Angelkollegen von großen Hechten berichtet, die sie gesehen haben wollten. Ich konnte an diesem Tag kein Hecht entdecken und fuhr wieder nach Hause.

Im Sommer saß ich am Nachmittag wieder am Wasser, und angelte auf Rotaugen und Karpfen. Der Köder für die Rotaugen waren Maden, an der Karpfenangel war Mais. Die Rotaugen bissen nur mäßig. Ich weiß nicht wie viele ich schon gefangen hatte, als ich wieder einen Biss an der Rotaugenangel hatte.

Ich schlug an und wieder hing ein Rotauge am Haken, als plötzlich das Wasser zu kochen schien, und ich einen starken Ruck in der Angel verspürte. Ich war so erschrocken, weil ich nicht wußte was es war. Jedenfall hing es noch am Haken. Ich kurbelte vorsichtig weiter, als ich fast in Ohnmacht fiel. Ein Riesenhecht hing an meiner Angel wo nur feines Zeug montiert war.

Er hatte das Rotauge das an meinem Haken war, gepackt und verschlungen. Ich wußte, daß ich den Hecht so nie an Land bekommen würde. Ich hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, da gab es einen starken Ruck, die Schnur war gerissen und der Hecht weg. Ich versuchte mit Kunstköder den Hecht zu überlisten, doch an diesem Tag fing ich nichts mehr.

Als ich nach Hause kam und die Geschichte erzählte, bekam ich nur ein mitleidiges Lächeln und die Worte: Ja ja, Anglerlatein. Ich beschloss das der Fisch meiner ist und ich war davon überzeugt, ich würde ihn eines Tages fangen würde.

2 Tage später  saß ich wieder am gleichen Platz und angelte wieder auf Rotaugen und legte eine Angel auf Hecht aus. Ich hatte wieder einige Rotaugen im Kescher, als erneut ein Rotauge am Haken hing. Und da passierte das gleiche Spiel, wieder ein Ruck und der Riesenhecht hatte zugepackt. Auch dieses mal riss die Schnur und ich hatte einen dicken Hals. Zu Hause wurde ich dann wieder ausgelacht und alles wurde mit Anglerlatein abgetan.

 

Doch dann kam mein großer Tag. Ich wollte es am frühen Morgen versuchen, mit Kunstköder. Meine Frau wollte  zum Sommerschlussverkauf und ich konnte zu Hause nicht weg. Mein Hals wurde immer dicker, weil sie nicht wieder kam. (wenn Frauen schon mal einkaufen, dauert es meistens länger). Dann gegen 12.00 Uhr kam sie dann, meine Holde. Huhu da bin ich.., voll bepackt wie ein Muli und stolz Schnäppchen gemacht zu haben. Na prima dachte ich!  So, ich habe ein Date mit meinem Hecht! Mit diesen Worten verabschiedete ich mich,  packte meine Angelsachen und fuhr zum Wasser.

Es war sehr warm. Ich war sauer weil es so spät geworden war, und rutschte auch noch aus. Ich hatte eine kurze Hose an, streifte im fallen ein Brennesselfeld und jetzt juckte es überall. Keine guten Vorzeichen für diesen Tag. Ich hatte nur eine Angel mit genommen und speziell für Hechtangelei fertig gemacht. Als Köder hatte ich eine kleine Forelle aus Kunststoff montiert.

Bis auf einen Angler war ich allein. Die Strecke die ich befischen wollte war frei. Ich befischte speziell die Uferregion wo der große Hecht immer meine Rotaugen genommen hatte. Nach dem vierten Wurf gab es einen Ruck in meiner Angel. Nun sah ich ihn, er hatte den Kunstköder ganz verschlungen.

Ich schlug an, und dann ging es los. Der Hecht nahm wie wild Schnur und schwamm ins tiefe Wasser. Der Kollege hatte bemerkt, daß ich was großes am Haken hatte und kam mir zu Hilfe. Nach ca. 15 Minuten hatte ich den Hecht an Land. Ich war so glücklich und es war ein Riesenfisch. Es war der Fisch des Lebens und alle konnten sehen das es kein Anglerlatein war. Er war 1,10 m lang und wog 21 Pfund. Meine Frau machte große Augen als ich mit dem Fisch nach Hause kam. Den Kopf habe ich präparieren lassen, aus dem Rest haben wir Hechtsteaks gemacht. Meine Ehre war gerettet!

 

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